Das Kopftuch und die Vorurteile
Würde man sich von einer Nonne abwenden, nur weil sie ihr Haupt bedeckt hat? Eher nicht. In Europa war das Tragen von Kopftüchern, vor allem in ländlichen Gebieten, bis in den 80er-Jahren üblich. In Zeiten von Audrey Hepburn als Kinostar galt es sogar als stylishes Accessoire. Heutzutage führt das Kopftuch jedoch zu hitzigen Diskussionen und großen Spannungen. Als Kind lebte ich in einer größeren niederländischen Stadt. Frauen mit Kopftuch gehören dort, seit ich denken kann, zum Straßenbild. Manche waren von Kopf bis Fuß modern und schick gekleidet. Am Kopf eben mit einem Tuch. Auch in der Arbeitswelt gehören sie für mich schon immer dazu, Frauen mit Kopftuch, so wie alle anderen auch. Ich kenne großartige Kopftuchträgerinnen, sehr engagierte Frauen, mit offenen Gesichtern. Neulich sprach ich mit einer Dame im Rahmen einer Friedensveranstaltung von und für Frauen. Sie hat einen Beruf, in dem großer Personalbedarf besteht. Lange wurde sie überall abgelehnt. Mittlerweile hat sie eine Stelle, doch regelmäßig wenden Kunden sich aufgrund ihrer Kopfbekleidung von ihr ab. Sie sprechen offen aus, dass sie nicht von ihr bedient werden wollen. Eine andere Frau hat viel zu sagen, aber sie traut sich nicht, sich filmen zu lassen. Sie hat zu viel Angst, dass es ihr bei der Berufssuche schaden könnte. Oftmals erlebe ich, dass diesen Frauen ihre Würde und ihre Größe genommen wird. Nicht weil sie ein Kopftuch tragen, sondern aufgrund der Vorurteile. Man spricht ihnen ihre Selbstbestimmung ab. In einer Gesprächsrunde sagten mir neulich einige Kopftuchträgerinnen, dass es auch Länder gibt, in denen Frauen dazu gezwungen werden, ihren Kopf zu bedecken; das halten sie nicht für richtig. Es gibt jedoch viele wunderbare Frauen, die dies aus ihrer freien Entscheidung heraus für richtig halten. Ja, und es gibt zum Glück auch genug Menschen, die andere einfach so sein lassen können, wie sie sind, und das finde ich schön. Viel zu oft jedoch werden diese Frauen missverstanden.